Die innere Welt neu möblieren – mit der Bilderbuchapotheke
Am Mittwoch, den 25. Februar 2016 fand das Heiligenfelder Gespräch zum Thema „Wege zur Erweiterung meiner inneren Welt – warum wir kulturelle Vitamine brauchen“ in der Parkklinik Heiligenfeld statt. In ihrem Vortrag zeigte Dr. Angela Thamm, Leiterin des Instituts für Spiel und Sprache, weshalb die uralte Heilkraft der Fantasie in multimedialen Zeiten wichtiger denn je ist.
Anita Schmitt, Leiterin der Akademie Heiligenfeld, begrüßte rund 70 Interessierte und eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Angela Thamm inspiriert Menschen!“. Anschließend übernahm Angela Thamm das Wort. Die Germanistin, Pädagogin und Psychologin erklärte zunächst das Prinzip und die Entstehung ihrer „Bilderbuchapotheke“. Begonnen hat alles 2006, während einer Reise nach Südkorea. Durch ihre Tätigkeit für das Goethe-Institut ist die promovierte Diplom-Psychologin in vielen Ländern der Erde unterwegs. Dabei hat sie festgestellt: „Man braucht gar nicht so viel Therapie und Therapeuten. Wichtiger ist das Nutzen von Kunst und Kultur!“. Für Thamm ist die Literaturtherapie der Weg in die eigene innere Welt. Sie ist der Meinung, dass über Bilder und Texte eine Verbindung hergestellt werden könne, die das Unterbewusstsein erreiche. „Es geht um das Öffnen symbolischer Räume“, sagt Angela Thamm. Und weiter: „Die Bilderbuchapotheke funktioniert bei jedem. Sie ist ein Container für eine Botschaft, die mit normaler Alltagssprache nicht transportiert werden kann!“
Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte die Leiterin des Instituts für Spiel und Sprache dann konkret eine Auswahl an Büchern aus ihrer Bilderbuchapotheke vor. „Der Punkt“ beispielsweise lädt dazu ein, einen Prozess anzuregen, um in den eigenen Flow zu kommen. Das Bilderbuch funktioniere dabei in allen Kulturen der Welt. Unter dem Motto „Stehe zu dem, was du gemacht hast, dann bist du im Flow“ eröffnet das Buch die Möglichkeit, sich auszudrücken.
Eine andere Intention verfolgt das Bilderbuch „Selina, Pumpernickel und die Katze Flora“. Es richtet sich speziell an Angsterleben und stellt diese symbolisch auf klare, einfache und verständliche Art dar. So verwandelt sich die normale Hauskatze Flora plötzlich in eine bedrohliche, übergroße Monsterkatze und wird so zur Bedrohung für die Maus Pumpernickel, dem besten Freund des Mädchens Selina. Selina muss sich nun der Riesenkatze stellen, um so diekleine Maus zu retten. Der therapeutische Ansatz, den dieses Bilderbuch verfolgt, ist es, seine „innere Sprache“ zu verwandeln, sich von festen Glaubenssätzen, von der eigenen Ohnmacht zu befreien – was dem Mädchen schließlich gelingt. Die Wirkung dieses Buches schilderte Angela Thamm anhand eines konkreten Beispiels. So gab sie einer Schmerzpatientin symbolisch eine kleine Maus, die sie zu einer computertomographischen Untersuchung begleiten sollte. Die Patientin war daraufhin in der Lage, sich von der Angst vor der Untersuchung zu befreien und konnte diese ohne Einnahme von Medikamenten durchführen lassen.
Ginge es nach Angela Thamm „müssen eigentlich in allen Bibliotheken dieser Welt Kinderbücher stehen“. Ihrer Ansicht nach sprechen diese eine universelle Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird. Als sogenannte Familiensprache sollte diese ausgebaut werden und Entwicklungsziel in der Psychotherapie sein. Denn im Gegensatz zur Sprache umfasst laut Thamm Fantasie die ganze Welt.