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Lebendige Hochsensibilität – Ein Interview mit Chefärztin Doctor medic U.M.F. Cluj-Napoca Cristina Pohribneac

Bereits zum zweiten Mal findet ein Symposium zum Thema Hochsensibilität an der Akademie Heiligenfeld statt. Auch am Kongress wird es einen Vortrag und Workshop zum Thema Hochsensibilität geben. Anita Schmitt, Leiterin der Akademie Heiligenfeld führte ein Interview mit Doctor medic U.M.F. Cluj-Napoca Cristina Pohribneac.

Frau Pohribneac, erneut interessieren sich mehr als 200 Teilnehmer für das Thema Hochsensibilität. Was ist unter Hochsensibilität zu verstehen?

Die Hochsensibilität (HS) ist ein Persönlichkeitsmerkmal wie ein Temperament. Mehr als 20 Prozent der Menschheit haben dieses, somit 16 Millionen Menschen in Deutschland. Es sind die intuitiven, empathischen, feinfühligen Menschen unter uns. Hochsensibilität bringt besondere Gaben und gleichzeitig Nachteile mit sich. Leider ist das Wort „sensibel“ in Europa meistens mit einer negativer Bewertung verbunden, was erst mal zu einer Abwertung führt. In der lateinischen Sprache bedeutet das Wort „sensibilis“ mit allen Sinnen wahrnehmen. Die hochsensiblen Menschen haben eine sehr feine und vielfältige Wahrnehmung, eine tiefere und komplexere Verarbeitung der Eindrücke und eine Tendenz in stark stimulierende Situationen sich überfordert zu fühlen.

Als Chefärztin der Parkklinik Heiligenfeld erleben Sie hochsensible Menschen in der Therapie. Woran erkennt man einen hochsensiblen Menschen und wann führt Hochsensibilität zu einer psychischen Krankheit?

Wenn die hochsensiblen Menschen in mein Arbeitszimmer kommen, dann bleiben sie meistens erst einmal an der Tür stehen und schauen sich um, nehmen die Atmosphäre wahr und dann sagen etwas wie „Sie haben ein schönes Zimmer“, „die Blumen duften so schön hier“ oder „es ist viel Licht hier“. Hochsensible Menschen nehmen sehr viele Eindrücke wahr, können fühlen was die anderen Menschen fühlen. Sie sind ständig am Geben und finden sich oft in helfenden Berufen, denn sie geben genau die richtige Unterstützung, die notwendig ist. Es sind sehr kreative Menschen, die sehr schnell neue originelle Lösungen für komplexe Probleme finden, die hohe ethische Werte haben und soziales Engagement zeigen. Wenn das über lange Zeit passiert und die Phasen für die eigene Regeneration nicht geachtet werden, führt es dazu, dass viele hochsensible Menschen den Kontakt zu sich selbst, zu den eigenen Bedürfnissen, zu dem eigenen Körper, zu den eigenen Gefühlen verlieren. Auf Dauer ist dies ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Burnouts, für Depression, Angst oder andere psychosomatische Störungen.

Wie lernen hochsensible Menschen mit den Herausforderungen ihres Lebens umzugehen?

Viele lernen aus den eigenen Erfahrungen, andere bilden sich weiter durch das Lesen von Büchern, den Besuch von Seminaren oder profitieren vom Austausch mit anderen hochsensiblen Menschen.

Hochsensible Menschen haben besondere Fähigkeiten, die sie oftmals nicht als Chance oder Stärke empfinden. Wie können hochsensible Menschen ihre Stärken erkennen und stärken?

Das ist eine Aufgabe, die schwer fällt. Hochsensibilität ist zu wenig bekannt und anerkannt in der Gesellschaft und oft mit Ablehnung verbunden. Eine Möglichkeit, die eigenen Stärken zu erkennen, ist, sich mit das Thema auseinander zu setzen, wie schon gerade genannt zum Beispiel durch Bücher, den Austausch mit anderen hochsensiblen Menschen, die Teilnahme an erfahrungsorientierten Seminaren extra für hochsensible Menschen und die Arbeit mit den eigenen unbewussten Verhaltensmustern. In meiner Arbeit mit den hochsensiblen Menschen merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, erst einmal sich selbst unter diesem Aspekt zu verstehen, zu akzeptieren und zu lernen, die Stärken zum Ausdruck zu bringen und die Schwächen zu schützen. Die Menschen erzählen dann von „Aha-Erlebnissen“, die das ganze Leben verändern.

Was ist das Besondere der Therapie für hochsensible Menschen in der Parkklinik Heiligenfeld?

In der Parkklinik Heiligenfeld bieten wir einmalig in Europa ein Konzept für hochsensible Menschen, die psychosomatisch erkrankt sind. Wir haben ein spezielles Konzept entwickelt, das fachliches Wissen vermittelt, Selbsterfahrung und Selbstreflektion ermöglicht und durch praktische Übungen das Leben bereichert. Die individuellen psychischen Themen werden in einem speziell zusammengestellten Programm mit Hilfe von Gesprächsgruppen und Einzeltherapie, Körper- und Systemischer Therapie bearbeitet. Neben einem breiten Spektrum an kreativen Therapien bieten wir ein Achtsamkeitsprogramm, an denen unsere Patienten teilnehmen. Die Patienten haben die Möglichkeit ruhige Zimmer ohne „elektronischen Smog“ zu haben, in Stille zu essen. Zudem einzigartig ist der direkte Zugang in einem wunderschönen Park, dem Luitpoldpark, mit weitläufigen Rasenflächen entlang der Saale in Bad Kissingen. Der Kurort bietet zudem ein umfangreiches kulturelles Programm, wie zum Beispiel Konzerte.

Am Symposium und am Kongress halten Sie einen Vortrag zum Thema „Hochsensibilität“. Auf was dürfen sich die Teilnehmer freuen?

Ich hoffe, dass die Teilnehmer, die keine Informationen über die Hochsensibilität haben, anfangen, die Hochsensibilität zu verstehen und wertzuschätzen und dass die „Profis“ neue interessante Aspekte als Inspiration bekommen.

Was wünschen Sie sich für hochsensible Menschen?

Ich wünsche mir, dass immer mehr hochsensible Menschen entdecken, was für ein wunderbares Geschenk sie für diese Welt sind und dass sie lernen sich ein gutes und inspiratives Leben zu gestalten.

Ein weiteres Symposium zu dem Thema „Lebendige Hochsensibilität“ wird im Jahr 2019 statt finden.

Ebenfalls wird Doctor medic U.M.F. Cluj-Napoca Cristina Pohribneac einen Parallelvortrag sowie einen Vertiefungsworkshop zum Thema „Das Geschenk der Hochsensibilität für das globale Wandeln“ am Kongress „Kairos – den Wandel gestalten“ vom 07.06. bis 10.06.2018 halten.

Veranstaltungen der Akademie Heiligenfeld zum Thema „Hochsensibilität“:

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