-Ein partizipativer kollegialer Austausch zur Therapie von Kindern, Jugendlichen und Familien-
Herr Dr. Hans-Peter Selmaier, leitet zusammen mit Frau Dr. Petra Kingsbury das Familientherapie-Symposium am 9. und 10. April in diesem Jahr. Die teilnehmenden Ärzt*innen, Therapeut*innen und sonstige Interessierte haben die Möglichkeit, entweder in Präsenz als auch online diese zweitägige Fortbildung zu besuchen. Am Freitagabend moderiert Herr Dr. Selmaier zusammen mit Anita Schmitt, Leiterin der Akademie Heiligenfeld, das Open Space zu Themen der Familientherapie in Präsenz in der Akademie Heiligenfeld in Bad Kissingen als auch online über die Meetingsoftware Zoom.
Im folgenden Interview geben die beiden Moderatoren des Open Space Auskunft zu der Veranstaltung.
Frau Schmitt, vielleicht zuerst einmal die Frage: „Was ist ein Open Space?“
Mit der Methode Open Space wird es einer großen Gruppe ermöglicht, verschiedene komplexe Themen innerhalb einer relativ kurzen Zeit parallel nebeneinander zu bearbeiten. Die Themen werden zuvor selbst von den Teilnehmer*innen eingebracht und nicht vorgegeben, es entsteht ein inhaltlich offener Raum. Das heißt, die Teilnehmer*innen geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. In dieser findet dann die Ideensammlung bis hin zu daraus resultierenden Lösungen oder Projekten statt. Zum Schluss werden die Ergebnisse gesammelt und von dem Moderator vorgestellt. Open Space ist somit ein partizipatives Konferenzformat.
Frau Schmitt, haben Sie schon Erfahrung mit diesem Konferenzformat?
Ja, schon mehrfach haben wir es bei unseren Kongressen angeboten und unsere teilnehmenden Experten haben Fragestellungen am Kongress „Wir“ und „Burnout und Resilienz“ erarbeitet. Dabei haben die Teilnehmer*innen vor dem Kongress Themen eingereicht, die sie dann vor Ort in kleinen Gruppen moderiert haben. So könnten wir uns den Ablauf ebenfalls vorstellen. Neu hinzu kommt aber, dass wir das Open Space nicht nur in Präsenz, sondern auch parallel dazu online durchführen möchten. Das heißt über Zoom haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, Themen in Gruppen in Breakout-Rooms zu erörtern.
Herr Dr. Selmaier, weshalb halten Sie das Open Space für so interessant für die Teilnehmenden?
Am Symposium nehmen Ärzt*innen, Therapeut*innen und Interessierte an der Familientherapie teil. Es sind durchwegs Experten in ihren Fächern, es sind Kolleginnen und Kollegen. Es ist ein „Kollegialer Austausch“ unter Fachkolleg*innen zum Bespiel zu den aktuellen Herausforderungen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Therapie von Kindern, Jugendlichen und Familien.
Der kollegiale Austausch hat eine lange Tradition. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) empfiehlt Ärztinnen und Ärzten, sich mit anderen auszutauschen. Dieser Erfahrungsaustauch berücksichtigt das Open Space und bringt die Mediziner*innen und Therapeut*innen gleicher oder auch unterschiedlicher Fachrichtungen zu einer für sie interessanten Fragestellung ins Gespräch.
Herr Dr. Selmaier, welche Themen könnten diskutiert werden im Open Space?
Jedes Thema ist interessant. Wir möchten uns allerdings auf die Familientherapie beschränken. Die Themen sammeln wir von unseren angemeldeten Teilnehmer*innen und werden voraussichtlich fünf bis sieben Themen auswählen. Das kommt auch ein wenig auf die Anzahl der Teilnehmenden online und in Präsenz an. Wenn Sie mich persönlich fragen, würden mich die Fragestellungen interessieren: „Welche Krankheitsbilder gibt es seit 2020 vermehrt?“, „Wie kommen psychisch erkrankte Kinder zur für sie richtigen Behandlung, ob ambulant oder stationär?“, „Wie sieht die Therapie von Kindern und Jugendlichen in der Zukunft aus?“, „Was erwarten Ärzt*innen/Therapeut*innen von der Gesundheitspolitik?“. Das sind aber nur meine Ideen. Ich selbst werde kein Thema einreichen und bin sehr gespannt auf die Einreichung der Themen von meinen ärztlichen und therapeutischen Kolleginnen und Kollegen.
Frau Schmitt, wie erfolgt nun konkret der Ablauf?
Die erste Phase wird die Aufforderung zur Einreichung der Themen sein. Das heißt, Anfang März werden wir unsere Teilnehmer*innen bitten, Themen einzureichen, die sie auch moderieren möchten. Dazu haben sie Zeit bis zum 20. März 2021. Im Anschluss wählen wir dann fünf bis sieben Themen aus und bereiten das Open Space (wenn möglich in Präsenz) und parallel dazu online vor. Es wird Themen online und Themen in Präsenz geben. Die Themen werden auf der Internetseite der Akademie Heiligenfeld veröffentlicht und die Teilnehmer*innen, die über Zoom teilnehmen, abgefragt, in welche Gruppe bzw. zu welchem Thema sie gehen möchten.
Frau Schmitt, ein Gesetz oder Prinzip des Open Space ist es, dass jeder zu jedem Thema gehen und wechseln darf. Hier spricht man vom Gesetz der zwei Füße. Ist das umsetzbar?
Ehrlich gesagt, wir wissen es noch nicht. In der Präsenz ganz sicher. Hier haben wir die sogenannten „Hummeln“ und „Schmetterlinge“, die von einer zur anderen Gruppe wechseln können und sich überall je nach Lust und Laune einbringen können. Ob das so online umsetzbar ist, werden wir sehen. Auch die Teilnehmer*innen könnten die Breakout-Rooms verlassen und wir ordnen sie dann einer anderen Gruppe zu. Ob das klappt, kommt auf die Wechselwilligkeit und die Teilnehmendengröße an. Lassen Sie es uns ausprobieren, wir freuen uns auf diese Erfahrung mit Ihnen.
Herr Dr. Selmaier, möchten Sie noch einmal zusammenfassen, weshalb diese Veranstaltung so interessant ist?
Durch die mitgestaltende Partizipation der Ärzt*innen und Therapeut*innen von Beginn an wird der Austausch gefördert und oftmals auch nach der Veranstaltung fortgesetzt. Neue Kontakte entstehen, Kommunikationspartner werden gefunden, kollegialer Austausch bis hin zur Kooperation auch im Anschluss fortgesetzt und eine weitere Vernetzung ermöglicht. Einzelne, durchaus komplexe Fragen werden durch Schwarmintelligenz und Expert*innenwissen im Detail besprochen und Lösungen gefunden. Viele Menschen kommen zu Wort und es entsteht ein lebendiges Miteinander. Menschen begegnen sich auf Augenhöhe. Da es auch das Prinzip der Freiwilligkeit gibt, nehmen nur Menschen teil, die sich auch wirklich einbringen möchten und Lust darauf haben. Das Veranstaltungsformat ist gemeinschaftsbildend und fördert die Motivation zur Zusammenarbeit. Durch Dokumentation der Ergebnisse durch die Moderator*innen bzw. Veranstalter können alle von den Erkenntnissen profitieren, obwohl er bzw. sie sich vielleicht nicht in der Gruppe eingebracht hat.
Weitere Informationen, eine Podcast-Aufnahme zum Symposium sowie eine Anmeldemöglichkeit zum Symposium Familientherapie erhalten Sie hier.
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