Am 22. November 2017 veranstaltete die Akademie Heiligenfeld das Symposium „Alle(s) im Blick!“, das sich gezielt an Lehrkräfte richtete. Über 100 Teilnehmer fanden sich zu diesem Anlass im Seminarhaus der Akademie ein, um ihr Wissen und ihre Kenntnisse im erfolgreichen Umgang mit verhaltensauffälligen und traumatisierten Schülern zu erweitern. Das Symposium setzte sich dabei aus einem theoretischen und einem praktischen Teil zusammen.
„Jeder hat den Wunsch, gesehen zu werden. Daher der Titel dieses Symposiums“ – mit diesen Worten begrüßte Sabine Nasner, Gesundheitsreferentin in den Heiligenfeld Kliniken, die zusammen mit der Akademie-Leiterin Anita Schmitt durch die Veranstaltung führte, die Gäste.
Bevor die Vorträge begannen, führte Jochen Auer, kreativtherapeutischer Leiter der Parkklinik Heiligenfeld, die Teilnehmer durch eine kurze Entspannungsübung. Danach widmete sich Dr. Ulrike Weiß, Chefärztin der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen, dem Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Demnach sind 22 Prozent aller unter 18-Jährigen in Deutschland psychisch auffällig, weitere 5 Prozent leiden unter psychosomatischen Erkrankungen. Die Medizinerin erläuterte zunächst den Begriff „Trauma“ und benannte Ursachen dafür. So kann eine Traumatisierung bei Kindern bereits bei vermeintlich banalen Ereignissen erfolgen, etwa infolge eines Fahrradsturzes. Traumatisierte Kinder zeigen nicht selten zu Beginn ein unauffälliges Verhalten. Erst später treten symptomatische Reaktionen auf. „Hier ist es wichtig, alles im Blick zu haben!“, sagt Weiß. Für traumatisierte Kinder könne ihrer Ansicht nach die Schule eine wichtige Ressource darstellen, da es sich um einen Ort handle, der Normalität aufweise. Auch die Beziehung zu anderen, „gesunden“ Kindern in der Schule könne dazu beitragen, Distanz zum Trauma zu schaffen.
Jenni Leonhard, Leiterin der Mittelstufe an der mehrfach ausgezeichneten Evangelischen Schule Berlin Zentrum, schloss mit der exemplarischen Darstellung ihrer Schule an den Vortrag an. Unter dem Titel „Wertschätzende Lern- und Beziehungskultur als Erfolgsfaktor für Integration und Potentialentfaltung“ erläuterte sie das besondere Konzept der Bildungseinrichtung. „Wir begleiten unsere Kinder in ihrer Entwicklung und erlauben ihnen, Fehler zu machen“, erklärt die Lehrerin. Und ergänzt: „Denn erst wenn ich in Beziehung trete, kann ich lernen.“ Die evangelische Schule in Berlin zeichnet sich dadurch aus, dass Schülern Formen der Selbstbestimmung zur Verfügung stehen. So können sie beispielweise den Wochentag für die verschiedenen Schulfächer wählen. Außerdem sind die Schülergruppen bewusst heterogen und aus mehreren Jahrgängen zusammengesetzt, da sich dies förderlich auf den Lernprozess auswirkt. Neben einer ausgeprägten Feedbackkultur, die jeder einzelne Schüler individuell erlebt, spielt auch der Lob-Aspekt eine wichtige Rolle, um sich erfolgreich zu integrieren und sein Potenzial zu entfalten. All diese Faktoren haben laut Jenni Leonhard einen positiven Einfluss auf die Motivation, so dass die Schüler gerne zur Schule gingen.
Nach dem theoretischen Teil hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, das Gehörte in Form von Workshops in der Praxis zu üben. Insgesamt standen drei Workshops zur Auswahl – analog zu den beiden Vorträgen sowie zum Thema „Achtsamkeit & Selbstfürsorge – Belastung und Stress als Lehrkraft neu begegnen“, den Sabine Nasner und Marc Schneider leiteten. Zur Auflockerung gab es zwischendurch eine gemeinsame bewegte Pause.
Am Ende der Veranstaltung lud die Akademie Heiligenfeld alle Teilnehmer noch zu einer Klinikführung ein.
Foto (Tanja Dihn): Marc Schneider, Jenni Leonhard, Sabine Nasner, Dr. Ulrike Weiß, Anita Schmitt (v.l.n.r.)