Am 15.11.2017 hat Walter Kohl einen Vortrag „Was uns wirklich trägt“ im Rahmen der Vortragsreihe Heiligenfelder Gespräche gehalten. Mehr als 200 Personen folgten der Einladung der Akademie Heiligenfeld. Der Vortrag fand in der Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen statt und war öffentlich.
Walter Kohl, Sohn des früheren und erst kürzlich verstorbenen Bundeskanzlers Helmut Kohl, wurde in seiner Kindheit geprägt von persönlicher Ausgrenzung, Stigmatisierung sowie der Terrorismusgefahr. Persönlich und beruflich musste er viele Krisen überwinden, wie Scheidung, familiäre Tragödien, berufliches Scheitern und Neuanfang als Unternehmer. Seine Lebensgeschichte arbeitete er auf und schrieb verschiedene Bücher, die Bestseller wurden.
In seinem Vortrag gab er einen Einblick in sein drittes Buch „Was uns wirklich trägt“, das er zusammen mit Pater Anselm Grün geschrieben hat. Für ihn ist das Schreiben ein Klärungsprozess. „Was du mit dem Herzen schreibst, hast du geklärt“ ermutigte Kohl die Zuhörer zum Schreiben. Beispielhaft erzählte er anhand seiner Lebenserfahrungen, wie er sein Leid aufgearbeitet hat und gab „Bausteine“ mit auf den Weg. „Selbst-Bewusst-Sein“ als ruhende Kraft, die von Innen kommt, sieht er als grundlegend und als Kraftquelle im Leben. Diese sei aber nicht zu verwechseln mit Arroganz, Egoismus, Narzissmus und Gier, mahnte er. Die reflektierte Eigenwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung würden dabei helfen, gab er den Tipp. Beziehungen sind wichtig. Der Mensch braucht drei Freundschaften, die Freundschaft mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit Gott. Falls jemand nicht an Gott glaubt, könnte er es auch Spiritualität nennen, der jeder schon begegnet ist und verglich es mit der ersten große Liebe und das damit verbundene Unbegreifbare. Gemäß des von ihm so benannten „Felix-Prinzips“ leben die Menschen gleichzeitig in drei Zeitzonen, denn die Vergangenheit und die Zukunft sind immer ein Teil der Gegenwart. Es gilt Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Kohl sagte dazu: „In der Eigenverantwortung steckt eine große Gestaltungskraft“. Verantwortung ist für ihn etwas sehr Edles. Er definierte die Gegenwart als die Zeit, in dem ein Gestalten möglich ist. Sinn sei für ihn ebenso wichtig und er bezeichnete Sinn als die Kraft des Wofür. Er stellte den Teilnehmern die Frage: „Wofür stehe ich? Wofür lebe ich?“. „Für Sinn gibt es zwei Quellen“, sagte Kohl. Es ist die Liebe zu einem Menschen und die Hingabe zu einer Sache. Schicksalsschläge kennzeichnen sich durch das Unerwartete, Ungerechte und sind schmerzhaft und zerstörerisch und nannte als Beispiele den Freitod seiner Mutter oder Lebensumstände durch die Terrorgefahr durch die RAF. Weitere Bausteine waren Angst, vom Haben zum Sein, Macht der Gefühle, Vorbilder, Liebe und Lebensfreude sowie Glück.
In seinem Vortrag ging Walter Kohl direkt auf die vielen Fragen der Teilnehmer ein. „Der Vortrag war spannend, berührend“, sagte Lailanie Kirchner. „Interessante Gedankenimpulse“, ergänzte Bernadette Köth. „Es war schön zu sehen, wie ein Mensch nach dem Sinn des Lebens ringt und dabei einen sehr persönlichen Einblick gibt“, sagte eine andere Teilnehmerin.