„Wir geben alle weiter. Ob wir nun Kinder und Enkel haben oder nicht – wir sind alle wie Großeltern, die für das Leben der nach uns Kommenden da sind.“, erörtert Heidemarie Langer die verantwortungsvolle Aufgabe, der älteren Menschen, auf ihrer Homepage www.heidemarie-langer.de. Vom 24.08. bis 26.08.18 leitet sie, passend zu diesem Thema, das Seminar „Zwischen Zukünftigem und Vergangenem – Wir in der Großeltern – Generation“ Wir haben Ihr dazu ein paar Fragen gestellt.
Wir lehren und lernen jeden Tag in Gesprächen mit den Kindern und Enkeln, oder als Enkel mit Eltern und Großeltern. Generationsübergreifende Beziehungen sind für uns alle wichtig. Im Seminar wollen Sie gemeinsam herausfinden, was das Erlebte für das Jetzt bedeutet.
Wie möchten Sie mit den Teilnehmern diese Themen angehen, worauf dürfen sie gespannt sein?
Im Kontakt mit Kindern können wir Begegnungen erleben, die uns beleben und bereichern.
Wir erzählen einander Geschichten von solchen Begegnungen und werden uns bewusst, was sie uns bedeuten, was wir in ihnen für unser Jetzt bekommen, vielleicht lernen. Es ist möglich, dass wir Älteren im Kontakt mit Kindern Neues erleben. Unser Wahrnehmen ist durch unser gelebtes Leben gereift; im Jetzt sehen wir Anderes, Neues, das uns entgegenkommt.
Wie die Kinder sind wir im Werden.
Was bedeutet uns dieses Werden – persönlich und kulturell?
Ich nenne uns Ältere, oder auch „Elders“, die Großeltern-Generation.
Wir leben in einem Jetzt mit den Zukünftigen.
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Sie schreiben, dass Vergangenes, beispielsweise aus der eigenen Kindheit, aus Kriegs- und Nachkriegszeit, durch Begegnungen verarbeitet werden kann.
Was möchten Sie im Seminar als Hilfestellung mit auf den Weg geben?
Es kann sein, dass wir in jetziger Begegnung mit Kindern erleben, was wir in eigener Kindheit nicht bekommen haben.
Erinnerungen können auftauchen. Wir können sie einander erzählen.
Dabei gehen wir innerlich nicht zurück, sondern holen das Vergangene ins Jetzt, stellen es einem heutigen Erleben mit Kindern gegenüber.
In diesem Weg bekommt das erlebte Vergangene einen Halt, der etwaige Schmerzen tragen kann und heutiges Betrachten ermöglicht.
Sehr achtsam begehen wir diesen Weg mit Gesprächen und Meditationen; für diejenigen in der Gruppe, die dafür bereit sind, auch mit Aufstellungen.
Es ist meine Erfahrung, dass im entstehenden Dialog Veränderungen in unserem Da-Sein geschehen.
Was uns bewusst wird, beendet den Weg, dass dieses unbewusst in uns selbst und durch uns hindurch weiter wirkt. Unser Bewusst-Werden ist ein heilender Weg für uns selbst und für unsere Verantwortung im Kulturellen. Es kann aufleuchten, wofür wir im Heute da sein wollen.
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Kindheitserfahrungen aus besagter Zeit können im Umgang mit heute Geflüchteten sehr wertvoll sein. Das Thema Flucht ist heute wie damals ein schwieriges Thema.
Wie möchten Sie den Seminarteilnehmern das Herz öffnen?
Ich danke Ihnen für diese Frage.
Wie ich das Herz öffnen möchte? fragen Sie.
Ich gehe davon aus, dass unser Herz für Flüchtlinge offen ist.
Ich kenne etliche Ältere, die Flucht und Heimatvertreibung erfahren haben und sich deshalb bewusst heutigen Geflüchteten zuwenden; somit auch ihren eigenen Themen. Ebenso begegne ich anderen, die sich aufgrund eigener Flucht-Erfahrungen bewusst abwenden und Abgrenzungen brauchen.
Und wir selbst?
Sollten wir uns in der Gruppe für dieses Thema öffnen, möchte ich dazu ermutigen, sich eigenem Erleben und eigener Meinung bewusst zu werden und sich selbst darin anzunehmen.
Dieses Annehmen kann zugleich schmerzlich wie heilend sein, denn es konfrontiert mit eigenen Erfahrungen und inneren Ansprüchen im eigenen Ideal. Es ist ein Weg im Wahrhaftig-Sein.
Sollten wir uns zu diesem Thema andernorts auch öffentlich einbringen wollen, wird unsere eigene Wahrhaftigkeit für andere förderlich sein, denn sie geschieht mit Herz und Aufrichtigkeit.
Bevor Sie das Seminar im August halten, leiten Sie, am 08.06.18, am Kongress „Kairos – Den Wandel gestalten“, einen Workshop zu einem ähnlichen Thema „Transformation und Kreativität – Wir Älteren im Jetzt“.
Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden Kursen?
Im Jetzt lebt Vergangenes und Zukünftiges.
Dieser Ansatz lebt in beiden Kursen.
Während sich die Tagung für uns in der Großeltern-Generation auf unser eigenes Leben und Werden konzentriert, betont die Tagung auf dem Kongress vordringlich unser öffentliches Engagement.
Moderation:
Wir Älteren oder auch „Elders“ können mit unserem gelebten Leben und unserem Interesse an Zukunft förderlich moderierend da sein und wirken.
Dies in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen.
In der Moderation geht es nicht darum, unsere Erfahrungen als Mission einzugeben – so reich sie auch sein mögen-, sondern in Situationen im Jetzt präsent zu sein, mit unseren Erfahrungen
hindurch zu hören, Anregungen zu geben, nach zu fragen – und für das Werden einer Zukunft offen zu sein.
Moderation braucht, uns mit unserer Präsenz und Geistesgegenwart in ein Jetzt hinein zu stellen,
in dem sich Vergangenes transformieren könnte und Zukünftiges kreativ aufleuchten kann.
Dazu sprechen und üben wir an Beispielen der Teilnehmenden.
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Vielen Dank für die Fragen und fürs Lesen!
Ihre
Heidemarie Langer