Oft leben wir gedankenlos vor uns hin, wir planen unseren Alltag stetig im Voraus und vergessen dabei den Moment im Hier und Jetzt in all seiner Intensität wahrzunehmen und zu leben.
Die Heiligenfeld Klinik GmbH veranstaltet viermal im Jahr einen sogenannten „Tag der Achtsamkeit“ und parallel hierzu in der Therapie den „Tag der Stille“. Einmal nur auf sich selbst hören und den eigenen Empfindungen, Gefühlen und Ängsten Platz machen. Doch nicht nur unsere Patienten nehmen an solch einem Tag teil, auch unsere Mitarbeiter werden in einer zweistündigen Organisationsentwicklung auf ein bestimmtes Thema eingestimmt.
Dankbarkeit, das war der Schwerpunkt unseres Achtsamkeitstags am 1. August. Dieser fand unter der Leitung der Therapeuten Christian Horras und Lara Pietzko statt, welche zu Beginn einige persönliche Gedanken zum Thema vortrugen. Gönnen Sie sich einen Augenblick der Stille und lassen Sie sich von diesen Gedanken mitnehmen und inspirieren.
Christian: Danken und Denken haben dieselbe Wortwurzel. Heute, am Tag der Stille, dürfen wir innehalten und uns Gedanken machen. Im Wort Gedanke ist der Dank eingewoben. Wenn wir über unser Leben nachdenken, können wir dankbar erkennen, was uns in unserem Leben geschenkt wurde.
Lara: Dankbarkeit zu empfinden lässt mein Herz weit werden. Dankbarkeit gegenüber einem anderen Menschen auszudrücken, ist wie Liebe zu verschenken.
Christian: Wenn ich nachdenke, kann ich erkennen, dass Dankbarkeit eine Lebenshaltung ist, für die ich mich entscheiden kann. Sie ermöglicht einen Blickwechsel, eine Hinwendung zur Fülle, zum Reichtum und zu all dem, was mir geschenkt wurde.
Lara: Aus der Haltung der Dankbarkeit heraus entsteht der natürliche Impuls, dass Gute, was ich erfahren habe, weiter zu geben. Dankbarkeit ist wie eine Schale, die überfließt und weiterfließen möchte.
Christian: Wenn ich dankbar bin, richte ich meinen Blick auf die Fülle in meinem Leben. Sorgen, Nöte und Mangel werden kleiner, ich selbst zufriedener, Frieden kehrt in mir ein. Wer dankbar ist, ist glücklicher, zufriedener – das sagt auch die Forschung der Positiven Psychologie.
Lara: Das Gefühl der Dankbarkeit umfasst die Erkenntnis, dass nichts, was wir besitzen, selbstverständlich ist.
Christian: Dankbarkeit geht nur mit einem Gegenüber, ist Bezogenheit, ist Beziehung. Ich kann dem Menschen, dem Leben oder dem Göttlichen gegenüber dankbar sein. Dankbarkeit ist dann eine Haltung der Wertschätzung. Ich gebe meinen Dank als wertvolles Geschenk in die Beziehung hinein.
Lara: Dankbarkeit kann wie eine Medizin sein- wenn es mir gelingt, auch für schmerzhafte Erfahrungen dankbar zu sein, weil sie mich reifen lassen, weil sie mich menschlich werden lassen- dann kann Dankbarkeit meinen Schmerz in Humus verwandeln.
Christian: Dankbarkeit heißt in seiner letztgültigen Schlussfolgerung für mich, zu erkennen, dass das Leben „Ja“ zu mir gesagt hat – ganz egal, ob ich Leben als Aneinanderreihung sinnloser Zufälle oder als übergeordnetes spirituelles Prinzip verstehe. Mir wurde mein Leben geschenkt. Das Leben hat zu mir „Ja!“ gesagt.
Lara: Der Anfang aller Dankbarkeit ist: Ein Gefühl der Verbundenheit und die Gewissheit, dass wir nicht allein sind auf der Welt. Dankbarkeit bedeutet jeden einzelnen Augenblick wertzuschätzen und ist ein immerwährender Prozess der Aussöhnung mit allem Lebendigen.
Vielen Dank an Christian und Lara für diesen Text. Teilen ist ausdrücklich erwünscht.